Tipps für Hausbesitzer

Was sollten Hausbesitzer vor, nach und während der Winterzeit beachten?

Dachräumung 

Die Dachräumung (Schneelast auf dem Dach) ist ein sehr heikles Thema und beinhaltet bei der Selbsträumung einige unbekannte Risiken für den Nichtfachmann. So kann es beispielsweise bei Schrägdächern zu gewaltigen Schneerutschen (Dachlawinen)kommen, oder durch das Gewicht des Schnees bei Flachdächern zu Dacheinbrüchen.
Da die Schneemassen je nach Nässegrad ein Vielfaches an Gewicht zulegen, lässt sich eine mögliche Gefährdung nur sehr schwer abschätzen.
So können  z.B. intensive Regenfälle die Dachlast gefährlich stark erhöhen, wenn durch abwechselnde Tau- und Frostperioden darauf  Eisbildung entsteht.
Durch frühzeitige und professionelle Entfernung des Schnees lassen sich diese winterlichen Risiken verhindern und das Dach somit vor Schäden und Einsturz schützen.

Unfallverhütung 

Eine Dachräumung ist ein sehr knifflige Aufgabe und darf nur von besonders geschulten Personen, die mit viel Umsicht und Verantwortung handeln, ausgeführt werden.
Vor Beginn der Arbeiten ist statisches Gutachten vom Auftraggeber einzuholen.
Der allerwichtigste Aspekt dabei ist auf jeden Fall die Unfallverhütung.
So müssen auf Flachdächern alle Personen, die sich im Bereich innerhalb von 2 m zu einer Absturzkante befinden, (Rand des Gebäudes, Dacheinbauten wie Dachflächenfenster und Lichtkuppeln usw.) mit einer passenden Absturzsicherung ausgerüstet sein. Dagegen müssen alle Personen auf geschrägten Dächern auf jeden Fall eine Absturzsicherung benutzen.
Die größte Gefahr bei der Dachräumung besteht durch Absturz vom Dach, Durchbruch der Dacheindeckung oder Dachluken usw. oder aber durch Zusammenbruch des gesamten Gebäudes. Auch Fragen die Haftung betreffend und über den Abtransport des Schnees müssen geklärt werden. Des Weiteren ist eine sogenannte Gefährdungsbeurteilung zu aufzusetzen.

Regelwerk der zulässigen Schneelast 

Die DIN Norm 1055-5 „Lastannahmen für Bauten – Verkehrslast; Schneelast und Eislast“ welche für die Schneelast angesetzt wird, ist im Standsicherheitsnachweis über ein Gebäude geregelt. Sie ist in der DIN-Norm in kN/m2 (Kilonewton pro Quadratmeter) angegeben. Mit dieser Norm kann die Schneelast, in Abhängigkeit von der Schneelastzone und der Geländehöhe, für jeden Standort eines Gebäudes, ermittelt werden. Auch die Dachneigung und die Dachform werden dabei berücksichtigt. Gleichzeitig werden diese Angaben auch als die zulässige Schneelast für ein Gebäude angegeben, die nicht überschritten werden soll.
So bedeutet eine zulässige Schneelast von z.B. 1 kN/m2, dass 100 kg Schnee, in Bezug auf einen Quadratmeter Grundrissfläche des Daches (Projektion auf die Waagrechte), zulässig sind.
Da diese DIN-Norm ständig den aktuellen Schneemessdaten angepasst und überarbeitet wird, entspricht sie immer den neuesten Erkenntnissen. Jedoch können gerade bei alten Gebäuden andere Schneelasten berücksichtigt worden sein als in der aktuellsten Norm-Ausgabe.
Durch entsprechende Sicherheiten beim Standsicherheitsnachweis wird eine gewisse Überschreitung der zulässigen Schneelast, genauso wie die Alterung und geringfügige Abweichungen bei der Planung und Herstellung des Gebäudes,  berücksichtigt.

Wo finde ich die für das Dach zulässige Schneelast?

Wie bereits oben aufgeführt, kann die für das Dachtragwerk zulässige Schneelast im Standsicherheitsnachweis für das Gebäude festgestellt werden.
Auskünfte darüber können aber auch bei der zuständigen unteren Bauaufsichtsbehörde (meistens das Landratsamt, die kreisfreie Stadt, der Kreisstadt), oder bei einem ansässigen Ingenieur- oder Architekturbüro, eingeholt werden.
Sind für das Gebäude keine statischen Unterlagen mehr vorhanden, oder bestehen Zweifel, ob das Dach für eine bestimmte Schneelast angemessen dimensioniert ist, wenden Sie sich am besten an ein örtliches Ingenieur- oder Architekturbüro.

Wann soll das Dach vom Schnee geräumt werden?

Wenn die zulässige Schneelast erreicht ist, sollte notwendigerweise das Dach vom Schnee geräumt werden. Wetterdienste warnen bereits im Vorfeld über Fernsehen, Rundfunk, Internet und Presse vor starken Schneefällen und Schneeverwehungen. Informieren Sie sich rechtzeitig über diese Wetterwarnungen und entscheiden dann, ob Ihr Dach vorsorglich von Altschnee befreit oder mit dem vorhandenen Altschnee noch im Stande ist, den angekündigten  Schneezuwachs ohne Schaden zu nehmen, überstehen kann.
Ist man selbst nicht in der Lage, den Schnee vom Dach zu räumen, sollte man ein entsprechendes Unternehmen beauftragen. Auch die Gemeinden oder die Feuerwehr gibt gerne Auskunft darüber, wer solche Arbeiten durchführt.

Was ist bei der Dachbetretung zu beachten?

Dach und Dacheindeckung muss für ein Betreten geeignet sein. Prüfen Sie, ob bei der vorhandenen Schneebelastung Standsicherheit gewährleistet ist. Im Zweifelsfall vor der Schneeräumung einen Fachmann einschalten, der beurteilt, ob ein gefahrloses Betreten möglich ist.
Beachten Sie die Statik des Dachtragwerkes, denn es kann Stabilitätsprobleme geben, wenn die Schneelast zunächst komplett auf der einen Seite geräumt wird, bevor auf der anderen Seite mit dem Abtragen des Schnees begonnen wird. Deshalb wird in der Regel das Dach auf beiden Seiten möglichst gleichmäßig entlastet und der Schnee abschnittsweise und abwechselnd auf der einen und der anderen Dachseite abgetragen.
Um Unfälle zu verhindern beachten Sie bitte oben aufgeführtes Thema über Unfallverhütung

Warum ist nicht Schneehöhe sondern Schneegewicht entscheidend?

Schnee in seinen abweichenden Zustandsformen ist unterschiedlich dicht gelagert und somit  Pulverschnee leichter als Nassschnee und Nassschnee leichter als Eis. Das ist der  Grund dafür, dass das Schneegewicht stark variiert und deshalb Dächer unterschiedlich stark belastet werden.
Das unten aufgeführte Beispiel zeigt, dass man nicht unbedingt von der Schneehöhe auf das Schneegewicht schließen kann.

Beispiel:

10 cm frisch gefallener Pulverschnee wiegen etwa 10 kg/m2.
10 cm Nassschnee kann bis zu 40 kg/m2 wiegen.
Eine 10 cm dicke Eisschicht wiegt bis zu 90 kg/m2 und ist damit
fast so schwer wie 10 cm hoch stehendes Wasser, das 100 kg/m2 wiegt.
Quelle:  Bayerisches Staatsministerium des Innern
http://www.verwaltung.bayern.de/

 

 

 

 

 

 

Wann bildet sich bei Schnee Eis auf dem Dach?

Wenn das Dach ungenügend gedämmt ist kann es bei einer Schneeauflage auf dem Dach zur Eisbildung kommen. Auch bei bestimmtem klimatischen Bedingungen wie z. B. bei Wechsel von Tau- und Frostperioden. Infolge defekter, verstopfter oder zu gering dimensionierter Dachentwässerungseinrichtungen besteht bei Flachdächern auch die Gefahr, dass Schmelz- und Regenwasser nicht abfließt und sich deshalb Wassersäcke bilden.
In diesen Fällen muss das Dachtragwerk enorme Lasten – sei es als Wasser oder als Eis – aushalten, denn eine 1 cm dicke Eisschicht wiegt fast eben so viel wie 10 cm hoher Pulverschnee  oder eine 1 cm hohe Wasserschicht. Deshalb sollten Wassersack- und Eisbildung auf dem Dach wegen der enormen Tragwerksbelastung unbedingt vermieden werden.

Dachüberprüfung durch den Fachmann bei Winterende

Den Zustand des Dachtragwerks von einem Fachmann überprüfen zu lassen empfiehlt sich auf alle Fälle nach einem Winter mit hohen Schneelasten und langer Verweilzeit des Schnees auf dem Dach.
Auch wenn die Dachkonstruktion bereits erkennbare Schäden wie Verformungen, Risse und lockere Verbindungen aufweist, ist eine Kontrolle durch den Fachmann nötig.

Überprüfung vor Winterbeginn

Kontrollieren Sie vor dem Winter den Zustand des Dachtragwerks und lassen erforderliche Wartungsarbeiten wie  z. B. Überprüfung  der Funktionstüchtigkeit und ggf. Reinigen der Dachentwässerungseinrichtungen sowie die Kontrolle der Schneefangeinrichtung, durchzuführen.